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| Neben den Hinweisen zur Mülltrennung beinhaltete die gelbe Tüte auch ein Gutscheinheft für kulturelle Handlungen. |
Donnerstag, 31. Mai 2012
In Dresden zu Hause
Man kann auf Godot warten, auf bessere Zeiten, auf den Weihnachtsmann. Die Zeiten, in denen ich auf den Weihnachtsmann gewartet habe, entziehen sich schon fast meiner Erinnerung. Auf Godot warten andere und auf bessere Zeiten alle. Also warte ich im Bürgeramt darauf, aufgerufen zu werden. Es bleibt mir verwehrt, eine Nummer ziehen zu können, die mir gnadenlos meinen Status in der Reihe der Ungeduldigen verraten hätte. Der Automat ist defekt. Für die Damen und Herren hinter den Schaltern vielleicht ein willkommener Anlass, für ein paar Schritte die andere Seite des Zauns verlassen zu können, um die Bürger persönlich im Vorraum abzuholen. Die sächsische Einbürgerung geschieht fast geräuschlos. Keine Fanfaren, kein Klatschen, kein anerkennendes Schulterklopfen. Nur als mein Gegenüber unter den Tisch greift, um eine knallgelbe Tüte auf den Tresen zu befördern, huscht ein stolzes Strahlen über sein Gesicht. Die Willkommenstüte will mir meine neue Heimat näherbringen und immerhin wird die Lektüre einer der darin befindlichen Unterlagen meine Abfallbeseitigungskenntnisse vertiefen. Ich bedanke mich freundlich, mein Personalausweis weist mich nun als Dresdnerin aus und die Tüte freut sich für mich.
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