Montag, 24. September 2012

Die Mauer

Über die Berliner Mauer und ihre Geschichte gibt es so zahlreiche Literatur und Informationsquellen, dass ich an dieser Stelle das Paraphrasieren sein lassen will, aber sich die Historie einmal wieder ins Gedächtnis zu rufen, ist nicht allein der Tatsache geschuldet, dass mir erst ihr Fall 1989 ermöglicht hat, meinen Wohnsitz nach Elbflorenz zu verlegen. An diesem Wochenende war also (zumindest in großen Teilen) der Berliner Mauerradweg das erklärte Ziel. Von Potsdam aus ging es über die Südroute Richtung Schönefeld, vorbei an geschenkten Kirschbäumen, zerfallenen Gaststätten und Autobahnen bis in die Satellitensiedlung Gropiusstadt, die uns mit ihren trostlosen Wohnblöcken in Empfang genommen hat. Die aufsteigende Assoziation mit Christiane F. war stärker ausgeprägt als die, die beim Anblick der Bierinsel Gropiusstadt mit Latte Macchiato hervorgerufen werden konnte (Nichtsdestotrotz schmeckte der Kaffee ausgezeichnet). Auf dem Weg in die Innenstadt wurden die Gedenkorte zahlreicher, die Erinnerungen greifbarer und die Fassungslosigkeit steigerte sich mit der Beklommenheit um die Wette. Letztlich war der Mauerradweg ein lehrreicher, wenn auch an der Außengrenze nicht immer ausreichend beschilderter Pfad, der durch das thematische Erfahren einer Stadt mit dem Fahrrad zudem einen Blickwinkel erlaubt, den man anderweitig nicht zwangsläufig gewinnen kann. Wer sich also mit diesem düsteren Abschnitt der neueren deutschen Geschichte beschäftigen will, dem sei der Berliner Mauerradweg wärmstens ans Herz gelegt.  


Eastside Gallery ("Rückseite")

ehemaliger Mauerstandort

Einer der wenigen verbliebenen Wachtürme

Gedenkstele für das letzte Maueropfer

Axel Springer Verlag




Donnerstag, 20. September 2012

Le Croc Monsieur

Vielleicht handelt es sich auch um la Croc Madame, aber das lässt sich auf den ersten Blick nicht zweifelsfrei feststellen. Ich bin ja nun kein Träger dieser für mich wenig ansprechenden Schuhe, aber die Frage, ob sich potentielle Käufer vom Schuh am Schuh angesprochen fühlen, stellt sich mir sofort. Man hat ja schon riesige Rucksäcke gesehen oder Bälle, die Autos zertrümmern, aber ein personifizierter Schuh, der sich selbst trägt, war bisher wohl nicht anzutreffen. Ich stelle mir vor, demnächst fahren Autos sich selbst, Zahnbürsten putzen sich die eigenen Borsten und beworbenes Essen lässt sich sich schmecken. Immerhin, das Ziel Hingucker zu sein und sich in meinem Gedächtnis zu manifestieren, hat Monsieur Le Croc mit seinen Gehirn- und Kniebelüftungslöcher geschafft. Zum Kauf wird es allerdings auch weiterhin nicht reichen. 


Croc-Werbefigur in Elbflorenz.

Mittwoch, 19. September 2012

Die Abdankung des Sommers

Der späte August hatte für den Sonnenfreund ja nun ein paar heiße Tag parat gehalten. Die Sonne, in Spendierlaune, lockte die Freunde des kühlen Nass´ an die zahlreichen Badeseen in der elbflorentiner Gegend. Fleißig schwimmend zogen die Abkühlung Suchenden ihre Runden, Hunde bellten, Pferde schritten vorbei, Mücken veranstalteten eine Olympiade der Stechkunst und Cyanobakterien feierten gemeinsam mit Algen das Ende ihres Sommers irgendwo anders. Wir gesellten uns zwischen die Liegenden, teilten uns mit ihnen die letzten heißen Temperaturen des Jahres und sogen im Wettkampf die Sonnenstrahlen ein. Später stob mit den equiden Wassertretminen allerdings der Badespaß auseinander, während sich Millionen von Mücken lachend gegenseitig ihre Goldmedaillen umhängten, ihren Opus auf unseren Körpern bewundernd. Während wir uns anzogen, freuten wir uns auf den goldenen Herbst. Vielleicht ist Baden ja überbewertet.
  

Dippelsdorfer Teich Moritzburg

Mittelteich Moritzburg

Seerenteich im Tharandter Wald

Dienstag, 18. September 2012

Der Kakalak

Kakalak, der. Lat. Blatta orientalis. Gemeinhin wird angenommen, dass der Kakalak nicht nur einen Atomkrieg, sondern auch das Ende der Welt überleben würde. Dabei ist der Kakalak weniger Gourmet als Vielfraß, äußerst anpassungsfähig (was ihm beides beim Weltuntergang durchaus zugutekommt) und in der Regel kein gern gesehener Gast (sofern der Kakalak nicht selbst auf dem Speiseplan für exotische Haustiere steht.) Unser Kakalak jedenfalls steht nicht nur auf heimische, sondern auch auf internationale Küche und hat sich ein warmes Plätzchen in einem asiatischen Restaurant in der elbflorentiner Neustadt gesucht. Dass das für den Betreiber mit Problemen einhergeht, mag nicht verwundern. Bewundernswert allerdings der ehrliche Umgang über den Besuch der Kakalak und das Angebot, nach Möglichkeit noch alle offenen Gutscheine einlösen zu wollen. Wer würde da nicht gern zugreifen..? 


Aushängeschild des Problemladens.